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  • AutorenbildCelina Bischof

Meine Leidenschaft zur Musik

Aktualisiert: 3. Apr. 2022

Warum das Singen mir hilft zu leben.


Die Musik gehört zum Leben – meinem Leben. Der Beginn einer Leidenschaft, die sich bei mir für die Musik entfacht hat, liegt schon viele Jahre zurück. Eine tief verwurzelte Leidenschaft, ohne die ich nicht mehr leben kann und mir hilft, ich selbst zu sein. Bereits im letzten Blogbeitrag habe ich meine Liebe zum Singen beschrieben. Doch um zu verstehen, warum mein Leben ohne Musik unvorstellbar und unverzichtbar geworden ist, braucht es mehr Worte. Alles hat irgendwo einen Anfang oder einen Ursprung. Auch wenn vieles einem in die Wiege gelegt wird, gibt es oft erst später diesen einen Moment, in dem man seine Leidenschaften entdeckt. Und manchmal braucht es eben einen längeren Weg bis man den Mut gefasst hat, dies auch auszuleben.


Musikalisches Blut


Den Anfang oder den Ursprung meiner Leidenschaft zur Musik kann ich nur schwer beschreiben. Denn ich würde behaupten, dass niemand aus meiner Familie so wirklich Musik macht. Doch wenn ich es mir so recht überlege, dann fließt trotzdem viel musikalisches Blut in einigen meiner Familienmitglieder, weshalb ich der Überzeugung bin, dass ich es doch in die Wiege gelegt bekommen habe. Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir sofort mein Opa ein, der immer aus tiefstem Herzen heraus singt. Mit seinem Gesang bereicherte er bisher jede Familienfeier und dafür habe ich ihn insgeheim immer bewundert, weil er dies immer ohne jegliche Scham und mit voller Leidenschaft tat. Auch wenn ich meine Eltern ansehe, erkenne ich die Liebe zur Musik. Mein Vater lebt für die Musik, das merkt man ihm einfach an und sieht es allein schon an seiner Musik-CD Sammlung im Schrank. Das Singen hat auch er irgendwie im Blut, macht es zwar gerne, aber ungern vor anderen. Lange Zeit sah ich mich selbst in ihm – was das betrifft. Mit meiner Mutter teile ich den Spaß und die puren Emotionen, die Musik auslösen kann. Jegliche längeren Autofahrten mit ihr – beispielsweise zur Klinik in Erlangen – enden in eine Carpool-Party. Und dabei ist es völlig egal, wie viele Töne gesanglich daneben liegen, alles was zählt ist die Emotion von überwältigender Freude oder tiefer Trauer. Manchmal tut es der Seele einfach gut, alles freizulassen. Bei meinem älteren Bruder hat man auch zu seiner Jugendzeit gemerkt, dass wir musikalische Gene in uns tragen. Für ihn waren es vielleicht nur mehrere Phasen und lag vielleicht auch an seinem Freundeskreis, angefangen vom Gitarre spielen bis hin zum Rappen. Doch auch wenn alles irgendwann mal vorbei war, haben wir alle gemerkt, dass er das Talent und die Leidenschaft dafür hatte. In Anbetracht von all dem liegt der Verdacht nahe, dass musikalisches Blut in unseren Adern fließt. Man könnte durchaus sagen, dass meine Familie für die Musik lebt – in jeglicher Art und Weise. Wir tanzen, singen und haben einfach Spaß mit Musik.

Musik befreit meine Seele


Ich würde sagen, dass der Grundbaustein für meine Leidenschaft zum Singen recht früh gegeben war. Doch der Moment, wo ich zum Singen gefunden habe, kam viel später. Seit ich denken kann, ist das Singen zwar mein Hobby gewesen, aber das Hobby habe ich lange Zeit nie nach außen hingetragen. Es fehlte an Mut und Selbstvertrauen. Meine ersten Gesangserfahrungen habe ich in der Schule gemacht, vorerst jedoch nur vor einem kleinen Publikum mit vertrauten Menschen. Der Zuspruch dieser Menschen hat mich in meinem Hobby durchaus bestärkt, aber ganz unabhängig davon habe ich mein Hobby immer nur für mich ausleben wollen, um meine Seele zu befreien. Für mich gibt es keinen Unterschied, ob ich vor vielen Menschen singe oder allein in meinen privaten vier Wänden. Denn die Gefühle, die in mir beim Singen ausgelöst werden, sind immer die Gleichen. Freiheit. Glück. Geborgenheit. Wenn ich singe, kann ich ich selbst sein. Ich kann alles um mich herum vergessen und alle Selbstzweifel verschwinden lassen. Egal wie wenig Selbstbewusstsein ich hatte, in der Musik habe ich immer mein Herz öffnen können. Das erste Mal auf einer Bühne stand ich mit der Theater-AG der Schule und ich durfte einen Song vor vielen Menschen singen. Egal wie nervös ich bin und wie groß das Lampenfieber auch ist, sobald ich singe, bin ich frei und offen. Schon so oft haben Leute zu mir gesagt: „Du bist so mutig, dass du dich das traust.“ Natürlich sind der Beifall und die Berührung der Menschen immer ein unbeschreibliches Gefühl und haben für mich eine große Bedeutung. Musik kann viel in einem Menschen auslösen und ich finde, dass das Singen auch etwas Persönliches und Intimes sein kann. Jede Melodie drückt Gefühle aus und jeder Songtext verstärkt diese Gefühle ungemein. Das geringe Selbstbewusstsein hat mich im Gesang möglicherweise verunsichert, aber an dem Gefühl änderte sich nie etwas. Das ist alles was zählt. Musik lässt uns jegliche Emotionen transportieren. All meine Erlebnisse und Erfahrungen verarbeite ich durch Musik. Ich singe, weil es mich erfüllt. Doch auch weil ich mich selbst finde, wenn ich mich mal zu verlieren schien. Als ich angefangen habe, andere Menschen in meine Gefühlswelt hereinzulassen, hat sich mein Hobby immer mehr zur Leidenschaft entwickelt. Ich habe früh erkannt, dass das Singen meine Seele befreit und mein Herz öffnet. Musik begleitet mich durch jede Situation und Phasen – und das ganz nach dem Zitat:


„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ – Victor Hugo


Singen ist meine Therapie im Leben


Allerdings kommt mit dem Alter auch immer mehr die Realität zum Vorschein. Ich musste irgendwann feststellen, dass sich das Singen für mich lebenswichtiger herausstellte, als ich es mir je hätte vorstellen können – sowohl seelisch als auch körperlich. Aufgrund meiner Erkrankung (Spinale Muskelatrophie Typ 2) von Geburt an, lassen mit den Jahren die Kräfte nach. All die Muskeln werden schwächer und dies ist kaum aufhaltbar. Man muss versuchen so lange wie es geht, all seine Muskeln immer wieder zu trainieren. Doch es sollte jedem klar sein, dass es mit dem Training oder jeglichen Therapien nicht besser wird, sondern es nur den Prozess verlangsamen soll. Was dies nun genau mit dem Singen zutun hat? Für alles was wir tun - jede Bewegung und jeder Atemzug – braucht es an Muskelkraft. Es liegt wohl auf der Hand, dass das meine größte Schwäche sein mag, jedoch lasse ich mich niemals von irgendwelchen Diagnosen vom Singen abbringen. Wenn es nach den Ärzten gegangen wäre, hätte ich nun schon viele Jahre ein Beatmungsgerät. Warum? Laut ärztlichen Untersuchungen liegt mein Lungenvolumen bei maximal 20 Prozent. Diese Zahl klingt erschreckend, aber es entspricht absolut nicht meinem Befinden und meiner persönlichen Einschätzung. Ich vertraue den Ärzten in ihrer Arbeit, aber hätte ich auf die Anweisung gehört und mich schon vor vielen Jahren beatmen lassen, hätten sie mir etwas genommen, was ich eigentlich noch gut kann. Und ganz geschweige denn von der Konsequenz, welche ein Beatmungsgerät mit sich gebracht hätte, nämlich die Gewohnheit daran. Ich weiß, dass ich meine Lunge lange trainieren muss, um das beizubehalten, was noch möglich ist, dafür müsste ich normalerweise täglich Übungen machen an einer Maschine. Doch es ist mein Leben und für manche mag es unvernünftig sein, aber diese Maschine verstaubt im Schrank. Meine Leidenschaft zum Singen – das ist meine Therapie und alles was ich brauche, um zu leben. Freiheit. Glück. Geborgenheit. Das ist meine persönliche Art und Weise mit allem klarzukommen, und es hilft. Zwar ist jeder Song, den ich singe, ein riesen Kraftaufwand, den ich aber mit vollem Herzen aufwende, bis es irgendwann nicht mehr geht. Solange bis mir die Luft wegbleibt, werde ich singen und kämpfen. Die Krankheit nimmt mir vielleicht meine Kräfte, jedoch nimmt sie mir niemals meine Liebe zur Musik. Ich möchte Menschen berühren und ihnen zeigen, dass nicht alles perfekt ist, um genau zu sein, nichts perfekt ist. Keine Frage mein Leben ist nicht einfach, doch Musik erleichtert es mir allemal. Lange Zeit fiel es mir selbst schwer, darüber so zu sprechen. Dennoch hasse ich Mitleid und das wird auch nie meine Intention hiermit sein. Doch das ist die Realität – meine Realität.


Musik verbindet uns alle


Als ich Euch auf Instagram gefragt habe, welche Bedeutung Musik für euch hat, konnte ich mich mit all euren Worten identifizieren. Denn Musik ist meine Therapie – in jeglicher Hinsicht. Oder auch wie Irem (19 Jahre) es schrieb: „Musik ist meine Medizin.“ Doch es ist noch viel mehr für mich: Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben lang - in guten sowie in schlechten Zeiten. Und „ist für mich eine Begleitung - ein Soundtrack zu meinem Leben - denn ich verbinde mit unterschiedlichsten Songs - unterschiedlichste Momente und Stimmungen!“, so beschrieb es Lucia (20 Jahre). Durch Social Media kann ich meine Leidenschaft in vollen Zügen ausleben und Menschen mit meinen Gefühlen erreichen – über viele Kilometer hinweg. Musik schafft Nähe zu jedem Menschen. Auch Ronja (19 Jahre) schrieb, dass es immer so schön zu sehen sei, dass Menschen sich durch Musik kennenlernen. „Musik verbindet einfach.“, so Ronja. Ja, es stimmt. Musik verbindet uns alle. Deswegen lebe ich für die Musik. Ohne kann ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen. Würde man mir das nehmen, dann nimmt man mir mein Herz heraus. Doch ich werde immer singen und jede Melodie fühlen, bis zu meinem letzten Atemzug.

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